Die Zinsen steigen langsam wieder und damit auch die Investmentmöglichkeiten für die breite Masse. Doch während sich viele auf Anlagen wie etwa Tagesgeld– und Festgelder konzentrieren, geraten andere Alternativen in Form von Geldmarkt-ETFs aus dem Fokus. Zu Unrecht, wie eine genauere Betrachtung zeigt. Was aber verbirgt sich hinter diesem Instrument und wie schlägt es sich im Vergleich zu herkömmlichen Produkten? Das wollen wir hier klären.
Was ist ein Geldmarkt-ETF?
Um die Frage beantworten zu können, sollte man sich zunächst die beiden Wörter Geldmarkt und ETF unabhängig voneinander ansehen.
Der Geldmarkt: Hier werden vornehmlich Finanzmittel mit einer Laufzeit von maximal einem Jahr gehandelt. Dazu gehören unter anderem Zentralbankguthaben, die zum Beispiel in Form von Tagesgeldern vorliegen. Darüber hinaus finden am Geldmarkt auch Transaktionen mit Schatzwechseln und unverzinslichen Schatzanweisungen statt. Als Hauptbeteiligte gelten zum einen die Geschäftsbanken untereinander und zum anderen die Europäische Zentralbank mitsamt der Deutschen Bundesbank. Der sogenannte Geldmarktsatz orientiert sich stark an dem Zins, zu dem sich die Kreditinstitute Liquidität bei der EZB beschaffen können. Der Geldmarkt bildet zusammen mit den Kapital- und den Kreditmärkten den Finanzmarkt.
Die ETFs: Hinter ihnen verbergen sich Exchange Traded Funds, also börsengehandelte Indexfonds. Ihre Funktionsweise ähnelt denen gewöhnlicher Fonds, sie weisen aber vor allem einen wichtigen Unterschied auf – anstelle eines aktiven Managements werden sie passiv verwaltet, ein Fondsmanager kommt also nicht zum Einsatz. Im Fokus steht bei ETFs die Nachbildung eines bestimmten Index. Besonders beliebt sind sie bei Anlegern aufgrund der niedrigen Kosten.
Ein Geldmarkt-ETF ist ein börsengehandelter Indexfonds, der den Geldmarkt abbildet.
So weit, so gut. Wie aber funktioniert nun der Geldmarkt-ETF? Ist er möglicherweise eine Kombination aus den beiden vorgenannten Bestandteilen? Das schauen wir uns an.
Wer sich für ein Investment in einen Geldmarkt-ETF entscheidet, ist in seinem Erfolg oder Misserfolg vorrangig von der Politik der Zentralbanken abhängig. Die Anlage ist nämlich indirekt mit dem Einlagesatz verbunden. Möchtest du dir einen oder mehrere Geldmarkt-ETFs zulegen, benötigst du zuallererst ein Online Depot. Schließlich handelt es sich um ein börsengehandeltes Produkt, wodurch bereits ein wichtiger Unterschied zu etwaigen Alternativen wie Tagesgeldkonto herausgestellt wird. Die Notierung an der Börse sorgt auch dafür, dass Geldmarkt-ETFs ein Kurs zugeordnet wird. Je höher dieser steht, desto weniger Anteile erhältst du für eine bestimmte Kaufsumme. Steht der Kurs niedriger, so verhält es sich entsprechend umgekehrt. Zur konkreten Unterscheidung zwischen Geldmarkt-ETFs und normalen ETFs sei abschließend noch angemerkt, dass erstere Wertpapiere enthalten, die den Geldmarkt abbilden. Das können beispielsweise Termingelder oder Unternehmensanleihen sein.
Warum sollte man Geldmarkt-ETFs in Betracht ziehen?
Bei Investments spielt die sogenannte Diversifikation eine zentrale Rolle. Vereinfacht ausgedrückt besagt sie, dass Kapital stets auf unterschiedliche Anlagen aufgeteilt werden sollte. Dadurch lässt sich das Risiko besser kontrollieren. Abhängig davon, welche Rendite sich ein Investor erwartet, kann er diese Aufteilung gestalten. Möchte er potenziell mehr Geld verdienen, müssen risikoreichere Produkte wie Einzelaktien stärker gewichtet werden. Ist ihm stattdessen vor allem Sicherheit ein Anliegen, macht es Sinn, entsprechende Anlagen wie Festgelder in den Fokus zu rücken. Gerade bei den risikoarmen Investments sind allerdings noch andere Punkte zu beachten.
Besonderes Augenmerk sollte bei ihnen auf die Liquidität gelegt werden. Damit ist gemeint, wie schnell der Anleger das Investment zu barem Geld machen kann, wie flexibel er in gewisser Weise also ist. Aufgrund der Börsennotierung schneiden die besprochenen Geldmarkt-ETFs in dieser Hinsicht sehr gut ab. Außerdem kommt es bei risikoarmen Investments darauf an, welchen Wertschwankungen sie unterliegen und ob gegebenenfalls Währungsrisiken auftreten können.
Übrigens gelten die Geldmarkt-ETFs als Sondervermögen und sind somit unter Umständen auch bei Beträgen oberhalb der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro geschützt.
Wo liegen die größten Vor- und Nachteile der Geldmarkt-ETFs?
Kein Finanzprodukt sollte ausschließlich positiv oder negativ betrachtet werden. Alle weisen charakteristische Stärken und Schwächen auf, die bei einer Entscheidung zugunsten oder zuungunsten der Anlage beachtet werden müssen. So ist es auch bei Geldmarkt-ETFs. Wodurch zeichnen sie sich aus? Das haben wir uns einmal genauer angesehen.
Nachteil: Da manche Geldmarkt-ETFs den Leitzins der entsprechenden Zentralbanken nachbilden, kann ein Investment ins Minus abrutschen, sofern der Leitzins gesenkt wird. Gerade in den letzten Jahren war das lange zu beobachten. Aufgrund der Tatsache, dass auch Geldmarkt-ETFs Kosten aufweisen, braucht es nicht einmal negative Zinsen, um am Ende Verluste zu machen. Angenommen der Leitzins beträgt genau null Prozent, so macht dies bei parallelen Gebühren von 0,2% pro anno ein Minus in gleicher Höhe. So sollte eine Anlage natürlich nicht performen.
Vorteil: Mit einem Investment in einen Geldmarkt-ETF braucht man die angebotenen Zinsen der unterschiedlichen Banken nicht selbst im Blick behalten beziehungsweise miteinander vergleichen. Der Geldmarkt-ETF orientiert sich stattdessen von allein an der allgemeinen Zinsentwicklung und gibt diese an dich weiter. Gerade in Zeiten steigender Zinsen, wie es beispielsweise momentan der Fall ist, kann dies vorteilhaft für dich sein. Damit lassen sich schließlich auch bessere Renditen erzielen als mit vielen Alternativen, etwa in Form von Tagesgeldern.
Geldmarkt-ETF oder doch Tagesgeld?
Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten und natürlich immer ein Stück weit abhängig von den persönlichen Präferenzen des Sparers. Wer jedoch vor der Wahl steht, sich zwischen Tagesgeld auf der einen und einem Geldmarkt-ETF auf der anderen Seite zu entscheiden, sollte unbedingt folgendes bedenken. Tagesgelder bieten im Vergleich zu ihrem Konkurrenzprodukt einen noch besseren Liquiditätszugriff und sind meist kostenfrei. Was die historische Rendite von Tagesgeldern und Geldmarkt-ETFs anbelangt, lassen sich kaum Unterschiede feststellen. Bei ersteren kann es aber unter Umständen nötig werden, von Zeit zu Zeit Bankenwechsel vorzunehmen, um von den jeweils besten Konditionen am Markt profitieren zu können. Sollte dir außerdem das Thema Nachhaltigkeit bei Anlagen wichtig sein, bist du bei Tagesgeldern vermutlich besser aufgehoben als bei Geldmarkt-ETFs.
Was im Endeffekt die optimale Lösung für dich ist, kannst nur du entscheiden und liegt somit in deinem eigenen Ermessen. Eine Mischung aus allen drei Alternativen ist selbstverständlich auch möglich.
Anlageform | Vorteile | Nachteile | Mögliche Renditeerwartungen |
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Geldmarkt-ETFs | + Breite Diversifikation + Geringe Kosten – Börsengehandelt | – Abhängig von Zentralbankpolitik – Schwankungen des Geldmarkts | Potenziell höhere Renditen als Tagesgeld |
Tagesgeld | + Hohe Liquidität + Geringes Risiko + Garantierte Zinsen | – Niedrige Renditen – Inflation kann Rendite mindern | Niedrige bis moderate Renditen |
Wann solltest Du in Geldmarkt-ETFs investieren?
Ein Geldmarkt-ETF ist für Dich geeignet, wenn Du … |
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schon Börsenerfahrung hast oder sammeln willst und ein Wertpapierdepot besitzt. |
Dich lieber auf bekannte allgemeine Renditemaße („den aktuellen Marktzins”) verlässt, beispielsweise deutsche Staatsanleihen oder einen Interbankenzins, als auf die Zinsangebote von Banken. |
schon einen separaten Notgroschen für ungeplante Ausgaben auf einem Tagesgeldkonto hast. Der Geldmarktfonds ist ein Sicherheitsbaustein Deiner Geldanlage. |
ein Guthaben von über 100.000 Euro hast und das nicht auf mehrere Banken verteilen möchtest, um innerhalb der gesetzlichen Einlagensicherung zu bleiben. |
Ein Tagesgeldkonto ist für Dich geeignet, wenn Du … |
Dich noch nicht mit den Themen Depot und Börse beschäftigt hast. |
Dich mit einem Bankkonto wohler fühlst als mit einem Investmentfonds. |
besonderen Wert auf die Einlagensicherung legst und mit Deinem Guthaben innerhalb der gesetzlichen Einlagensicherung von 100.000 Euro je Kunde oder Kundin und Bank bleibst. |
oft Geld ein- und auszahlen willst – hierfür würdest Du bei einem ETF jedes Mal Ordergebühren zahlen (was aber bei günstigen Depots weniger ins Gewicht fällt). |
Eine Kombination aus Geldmarkt-ETFs und Tagesgeld bietet sich ebenfalls an. Du kannst deinen Notgroschen und ein zusätzliches Sicherheitspolster auf einem guten Tagesgeldkonto halten und gleichzeitig einen monatlichen ETF-Sparplan auf einen Geldmarkt-ETF starten. Wir haben eine Auswahl passender Fonds für dich zusammengestellt.
Welche Renditen bringen Geldmarkt-ETFs?
Wie bereits mehrfach erwähnt, sind Geldmarkt-ETFs stark vom allgemeinen Zinsniveau abhängig. Um die obige Frage zu beantworten, muss also immer auch der aktuelle Leitzins beobachtet werden, der von der Europäischen Zentralbank festgelegt wird. Nach Jahren der Nullzinsen leitete die EZB im Sommer 2022 die Wende ein und erhöhte den Leitzins seitdem mehrfach. So beträgt die sogenannte Euro Short Term Rate mit Stand Januar 2024 etwas über 3,9%.
Für Geldmarkt-ETFs sind demnach wieder bessere Zeiten angebrochen. Das gilt allerdings nicht für die Ewigkeit. Sollten die Zinsen wieder fallen, wirkt sich dies unmittelbar auf die Rendite der Geldmarkt-ETFs aus. Während der Nullzinsjahre etwa wiesen viele Geldmarkt-ETFs gar eine negative Rendite auf.
Welche Geldmarkt-ETFs sind empfehlenswert?
Die nachfolgend genannte Auswahl stellt lediglich eine persönliche Einschätzung von Capitalo dar. Wofür du dich letztlich entscheidest, ist von deinen individuellen Umständen abhängig. Dargestellt werden die unserer Meinung nach wichtigsten Fakten der Geldmarkt-ETFs.
Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF 1C: Dieser Geldmarkt-ETF wurde bereits im Jahr 2007 auferlegt und hat heute ein Vermögen von mehr als 4,7 Milliarden Euro bei gleichzeitig über 32,4 Millionen im Umlauf befindlichen Anteilen. Die Pauschalgebühr beträgt lediglich 0,1% jährlich. Die Erträge dieses Geldmarkt-ETFs werden reinvestiert. Als Anlageverwalter tritt die DWS Investments UK Ltd auf. Während seiner über fünfzehnjährigen Laufzeit konnte sich der Xtrackers II EUR Overnight Rate Swap UCITS ETF 1C etwas schlechter als die Benchmark entwickeln. Im Dezember 2023 erreichte er in etwa die 8%-Marke.
Deka Deutsche Boerse EUROGOV®Germany UCITS ETF: Seine erste Notierung reicht ins Jahr 2009 zurück. Seit damals konnte er eine Nettorendite von rund 11,7% für seine Anleger erwirtschaften, blieb damit allerdings hinter dem Vergleichsindex zurück. Etwas aussagekräftiger könnte die durchschnittliche Jahresrendite sein. Hier brachte es der Geldmarkt-ETF zuletzt auf 2,26%. Mit einem Fondsvolumen von etwa 100 Millionen Euro kann der Deka Deutsche Boerse EUROGOV® Germany UCITS ETF als verhältnismäßig klein angesehen werden. Die Gebühren liegen hier bei zwei Prozent zum Einstieg sowie einem Prozentpunkt beim Ausstieg. Die Verwaltungsvergütung ist mit 0,15% pro anno als durchschnittlich aufzufassen.
Lyxor Smart Overnight Return UCITS ETF C-EUR: Dieser aktiv gemanagte Geldmarkt-ETF mit dem Auflagedatum März 2015 ist mittlerweile auf eine Fondsgröße von über 1,2 Milliarden Euro angeschwollen. Seine Erträge werden reinvestiert. Die Gesamtkostenquote liegt mit 0,05% jährlich im unteren Bereich. Der Lyxor Smart Overnight Return UCITS ETF C-EUR wird von Amundi angeboten und hat sein Fondsdomizil in Luxemburg. Auf Jahressicht konnte dieser Geldmarkt-ETF eine Rendite von knapp 3,3% erwirtschaften. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre lag der maximale Drawdown bei 1,54%.
Die ersten Schritte wagen
Sollte die Idee hinter Geldmarkt-ETFs für dich grundsätzlich spannend klingen, lohnt es sich, dir weitere Informationen zu diesem Thema einzuholen. Am Ende geht es schließlich darum, mit einem guten Gefühl in diese Anlageklasse zu investieren und dabei die Alternativen mit Blick auf deren Rendite auszustechen. Auch wenn es aktuell noch verhältnismäßig wenige Geldmarkt-ETFs gibt, ist ein Vergleich allemal angebracht. Nur auf diese Weise kannst du sicherstellen, das individuell für dich optimale Angebot herausgefiltert zu haben. Gerade in der gegenwärtigen Situation steigender Marktzinsen werden Geldmarkt-ETFs sehr spannend.
Häufig gestellte Fragen zu Geldmarkt-ETFs
Geldmarkt-ETFs sind Investmentfonds, die in kurzfristige, hochliquide Anlagen wie Geldmarktinstrumente (Geldmarktfonds) und kurzfristige Schuldtitel investieren.
Geldmarkt-ETFs verfolgen das Ziel, die Performance eines bestimmten Geldmarktindex abzubilden. Sie investieren in verschiedene Geldmarktinstrumente und bieten Anlegern eine breite Diversifikation.
Geldmarkt-ETFs bieten Anlegern eine hohe Liquidität, niedrige Kosten, eine breite Diversifikation und eine transparente Anlagestrategie.
Geldmarkt-ETFs sind in der Regel mit geringeren Risiken verbunden als andere Anlageklassen. Dennoch besteht das Risiko von Zinsänderungen, Bonitätsrisiken und Liquiditätsrisiken.
Geldmarkt-ETFs können eine gute Wahl sein, wenn Sie nach einer sicheren und liquiden Anlagemöglichkeit suchen. Sie eignen sich besonders für Anleger mit einem kurzfristigen Anlagehorizont und einem niedrigen Risikoappetit.
Bei der Auswahl eines Geldmarkt-ETFs sollten Sie Faktoren wie Kosten, Performance, Diversifikation und den Anlageprozess berücksichtigen. Eine gründliche Recherche und Beratung können Ihnen helfen, den richtigen ETF für Ihre Bedürfnisse zu finden.
Geldmarkt-ETFs können über eine Online-Brokerage-Plattform oder einen Finanzberater gekauft werden. Sie benötigen ein Wertpapierdepot und können dann Ihre gewünschten ETFs kaufen und verkaufen.
Ja, bei Geldmarkt-ETFs können steuerliche Aspekte eine Rolle spielen. Es ist ratsam, sich mit einem Steuerberater über die steuerlichen Auswirkungen Ihrer Investitionen in Geldmarkt-ETFs zu beraten.
Sie können die Performance Ihres Geldmarkt-ETFs überwachen, indem Sie regelmäßig die Wertentwicklung und die Zusammensetzung des ETFs überprüfen. Online-Brokerage-Plattformen und Finanznachrichten bieten oft Tools und Informationen zur Überwachung der Performance von ETFs.
Ja, Geldmarkt-ETFs können in der Regel jederzeit verkauft werden. Sie sollten jedoch die Handelszeiten und eventuelle Verkaufsbeschränkungen des ETFs beachten.
Ja, es gibt alternative Anlagemöglichkeiten zu Geldmarkt-ETFs, wie zum Beispiel Tagesgeldkonten, Festgeld oder andere kurzfristige Anlagen. Es ist ratsam, verschiedene Optionen zu prüfen und Ihre Anlagestrategie entsprechend Ihren Zielen und Risikopräferenzen anzupassen.